22.06.2022
Liebe Mitglieder,
verehrte Leserinnen und Leser,
der Montag ist für viele von uns ein schwieriger Tag: Das Wochenende ist vorbei, die Akten von letzter Woche sind immer noch nicht bearbeitet, der Weg zur Arbeit ist bereits stressig gewesen. Und dann kommt immer die – wohl meist höflich gemeinte – Frage: „Na, wie war dein Wochenende?“
Die Kollegen, die auch befreundet sind, und meist auch die Azubis, die es noch nicht besser wissen, erzählen sich dann haarklein, wie schön oder bescheuert das Wochenende gewesen ist. Aber was machen die, die zwar kollegial miteinander umgehen, aber nicht befreundet sind? Soll man wirklich erzählen, dass man es wieder nicht geschafft hat, nett zur Schwiegermutter zu sein? Dass man zwei einsame Tage verbracht hat, weil es für Singles schwer ist, eine Verabredung zu treffen, wenn man nur von Pärchen umgeben ist? Soll man erzählen, dass es in der Ehe nicht mehr läuft und die Wochenenden grausam sind?
Zudem stellt sich die Frage: Warum wollen die Kollegen wissen, was ich am Wochenende mache? Wollen sie nur ein Gespräch anfangen, in dem sie dann über ihr eigenes langweiliges Wochenende in allen Einzelheiten berichten können? Wollen sie mich aushorchen? Oder wollen sie nur meine Laune erkunden in der Hoffnung, dass ich ihnen auch noch Arbeit abnehmen kann? Ich behaupte mal: Nein. Die Kollegen meinen es nett, sind höflich und interessiert.
Bei manchen Kollegen habe ich mir trotzdem eine Taktik angewöhnt, wie ich einem langatmigen Gespräch aus dem Weg gehen kann, ohne uninteressiert zu wirken. Ich frage einfach nach einer bestimmten Fernsehsendung: „Hast du gestern auch den Krimi gesehen?“ Sport ist auch immer gut, in Berlin ist die Hertha immer ein schmerzgetränktes Gespräch. So kann in kürzester Zeit das Wochenende abgehakt werden und der Büroalltag beginnen.
Ich wünsche Ihnen allen viele gute Montagmorgen.
Marlies Stern für
Deutsche Vereinigung der Rechtsanwalts- und Notariatsangestellten e.V.
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