Archiv Kolummne

Liebe Mitglieder,
verehrte Leserinnen und Leser,

ich bin Eule, eindeutig. Ich bin morgens zu nichts zu gebrauchen. Ich benötige mehrere Wecker, um meinem schlafenden Hirn klarzumachen, dass ich aufstehen muss. Ich bin morgens auch mit Brille blind und hoffe immer, dass ich die richtige Tube mit der Zahnpasta erwische.

Im Büro wissen eigentlich alle meine Kollegen, dass ich – auch wenn ich pünktlich erscheine – die erste Stunde eigentlich nicht angesprochen werden sollte, ich kann sowieso keine sinnvolle Antwort geben. Meist versuche ich, alle in meinem Büro versammelten Lerchen zu übersehen und zu überhören: Die Kollegen, die morgens immer gut gelaunt ins Büro kommen, schon vor der Arbeit zwei Stunden Hausarbeit gemacht haben oder um 7 Uhr im Supermarkt waren. Die lästig und fröhlich nach dem Befinden fragen, und ob ich schon alle Mails gecheckt habe. Mann, ich kann nicht mal sehen, geschweige denn verstehen. Es fällt mir schwer, den Computer hochzufahren.

Aber meine Zeit kommt, die Lerchen verstummen im Laufe des Nachmittags. Ich hingegen kann die Sonnenbrille absetzen und meine Augenringe haben sich auch verflüchtigt. Ich schnappe mir die Akten mit Elan, und als die Lerchen sich gegen 17:30 Uhr fast schon schlafend verabschieden, entscheide ich mich, noch weiter zu machen – es läuft gerade so gut. Sie können mich mal, die frühen Vögel.

Erstaunlich finde ich allerdings, dass sich die Arbeitswelt die unterschiedlichen Typen noch nicht zunutze gemacht hat. Warum haben wir keine flexiblen Arbeitszeiten im Büro, die Lerchen kommen morgens und die Eulen mittags? Das würde allen eine Menge Stress sparen, die Mitarbeiter wären motivierter und letztlich könnten so auch die Bürozeiten optimiert werden. Ich muss mal mit meinem Chef sprechen. Aber halt: Was ist der eigentlich für ein Typ, Lerche oder Eule? Schwer zu sagen, ich glaube Paradiesvogel?

Marlies Stern fpr
Deutsche Vereinigung der Rechtsanwalts- und Notariatsangestellten e.V.

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