16.03.2022
Liebe Mitglieder,
verehrte Leserinnen und Leser,
mir ist als gebürtiger Berlinerin offensichtlich eine „große Klappe“ mitgegeben worden, die mir schon das Leben in Kindergarten und Schule erleichtert hat, erst recht im Arbeitsleben. Umso mehr ärgert es mich, wenn Vorgesetzte oder Kollegen sich immer genau die Kollegen (Azubis oder Schüchterne) raussuchen, um sie mit ihren Sprüchen fertigzumachen, ihnen keine Chance der Erklärung oder Rechtfertigung geben, weil die einfach schon nach dem ersten Satz sprachlos sind und sich nicht mehr wehren können. Ich werde oft gefragt, kann man denn Schlagfertigkeit lernen? Na klar, kann man.
Schaffen Sie sich zunächst einmal ein paar Sätze an, die Ihr Gegenüber aus dem Konzept bringen, wie „Ich weiß nicht, was Sie wollen“ oder „Dazu kann ich jetzt nichts sagen“. Sie haben keinen Inhalt, aber einen Zweck. Dauerwitzbolde kann man sich auch mit einem „Schön für Sie“ oder „Kann man so sehen, oder auch nicht“ vom Leibe halten, wenn man die Sätze öfters wiederholt. Denen vergeht dann der Spaß. Oder man sagt einfach auf die blöde Frage „Haben Sie immer so ein Chaos auf dem Schreibtisch?“: Ja. Nimmt Luft aus den Segeln und macht den anderen sprachlos. Sie müssen sich dann nicht rechtfertigen, dass Sie bei der Arbeit Ihr wohlgeordnetes Chaos benötigen und schaffen sich eine gute Position. Man kann auch gut mit Rückfragen arbeiten. Heben Sie sich die Bemerkung „Wie kommen Sie zu dieser Fehleinschätzung?“ für besondere Gelegenheiten auf, einfache Rückfragen wie „Wie würden Sie das Problem denn lösen?“ oder „Was verstehen Sie unter …?“ reichen meist auch schon.
Also, diese Sätze können Sie sich merken und auch üben. Dann bleiben Sie zukünftig nicht mehr sprachlos, und darum geht es. Kritik kann natürlich jederzeit geübt werden, aber der Kritiker sollte fair bleiben, und das Gespräch auch auf Augenhöhe beginnen. Sich die Ideen der anderen anzuhören, hat noch niemandem geschadet.
Marlies Stern für
Deutsche Vereinigung der Rechtsanwalts- und Notariatsangestellten e.V.
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