Archiv Kolummne

Liebe Mitglieder,
verehrte Leserinnen und Leser,

wir alle haben uns daran gewöhnt, dass die Innenstädte überall gleich aussehen: Überall in der Welt bauen offensichtlich dieselben Architekten Hochhäuser, in allen Ländern wird die gleiche Mode getragen, in den gleichen Läden eingekauft und die gleiche Musik gehört.

Ich habe jetzt auch im Büro die Globalität zuschlagen sehen. Wie immer will ich zwischendurch mal in die Küche, mir einen Kaffee kochen und eventuell wenigstens eine andere Kollegin treffen, mit der ich vielleicht über meine Problemakte sprechen oder das Neueste aus dem Büro erfahren kann. Keiner da, das kommt ja auch selten vor. Trinken die alle keinen Kaffee oder Tee mehr? Ich bemerke, überall auf den Schreibtischen stehen Pappbecher von großen Kaffeeketten! Pappbecher haben zwar keine gute Umweltbilanz, es muss aber offensichtlich cool sein, mit einem Becher in der Öffentlichkeit gesehen zu werden. Aber wo bleibt der gute alte Kaffeebecher? Die mit unmöglichen Bildern und Sprüchen bedruckt sind, Weihnachts- und Geburtstagsgeschenke sind? Sollen sie etwa Pappbechern Platz machen?

Ich suche in der Küche und finde sie ganz hinten im Schrank. Ich bin erleichtert, der Reklamebecher des Klempners ist noch da, seine Nummer ist nur noch auf diesem Becher. Und der Becher der RENO Lüneburg, ich denke dann gern an die Kollegen. Und was ist mit der Küche, die beim Kaffeekochen zur Gerüchteküche mutierte? Was hat man dort nicht alles gehört, wer gegen wen intrigiert, wer was mit wem hatte oder nicht, Gerüchte und Wahrheiten; alles soll vorbei sein, einfach abgeschafft durch einen blöden Pappbecher?

Ich suche weiter und finde den Becher, den meine Kollegen mir mal bemalt und zu Weihnachten geschenkt haben. Ein großer Drache ist drauf, der Feuer speit, aber auch grinst und einen Kuchen in einer Pfote hält. Ich finde mich gut getroffen, ich brauche keinen Pappbecher.

Marlies Stern für
Deutsche Vereinigung der Rechtsanwalts- und Notariatsangestellten e.V.

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