15.05.2021
Liebe Mitglieder,
verehrte Leserinnen und Leser,
das Schöne im Büro ist ja, dass man durch die Hobbys und Engagements der Kolleg*innen auch immer etwas dazu lernen kann. Allerdings ist es nicht immer einfach, mit den dazugehörigen Befindlichkeiten der Kolleg*innen umzugehen. Bei meinem Kollegen mit dem Eisenbahntick muss man sich "nur" regelmäßig Dampfloks auf dem Handy ansehen – das geht noch.
Schwerer ist es da schon beim Tierschutz, der stark bei den Kolleg*innen vertreten ist. Ich habe mich schon daran gewöhnt, dass man buchstäblich "keiner Fliege was zu Leide tun" darf, aber jetzt treiben neueste Sprachregelungen seltsame Blüten. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich würde sofort eingreifen, wenn ein Tier gequält wird. Meine bei PETA engagierte Kollegin, die ich in der Sache auch unterstütze, meint, unsere Sprache setze Tiere verbal herab und das ginge so nicht mehr. Wie immer stimmt das, aber wie immer ist es auch sehr aufgesetzt. Also, da "steppt jetzt nicht mehr der Bär", sondern "der Hund wedelt mit der Rute"? Die Redewendung "weder Fisch noch Fleisch" kann zwar noch benutzt werden, bedeutet dann aber unverfänglich einfach "vegetarisch". Statt mit jemandem "ein Hühnchen zu rupfen", könnte man doch von nun an gewaltfrei "Weinblätter rollen"? Und schlagen Sie nicht "zwei Fliegen mit einer Klappe", nehmen Sie "zwei Erbsen auf die Gabel"! Also, überlegen Sie sich genau, ob Sie die "Sau rauslassen", Entschuldigung, "einen drauf machen wollen". Da habe ich ja nochmal "Schwein gehabt", dass man mir das gesagt hat. Ach nein, "Glück gehabt"! Mensch, bloß nicht "zum Affen machen"!
Oh je, meine Kollegin steht wütend vor mir und will "Weinblätter rollen". Recht hat sie, Diskriminierungen jeder Art gehen gar nicht.
Marlies Stern für
Deutsche Vereinigung der Rechtsanwalts- und Notariatsangestellten e.V.
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