15.11.2020
Liebe Mitglieder,
verehrte Leserinnen und Leser,
viele meiner Kolleginnen und Kollegen sind vor 1980 geboren. Ich gehöre auch dazu, aber wozu ist das denn nun wieder wichtig, fragen Sie? Das ist die Datumsgrenze, die bestimmt, ob Sie ein digitaler Eingeborener sind oder ein digitaler Einwanderer. Das ist in den heutigen Büros der gelebte Generationenkonflikt. Als digitale Einwanderin bin ich nicht mit der digitalen Welt aufgewachsen und bin – um es mal vorsichtig zu formulieren – unsicher im Umgang mit diesen Technologien. Auch wenn der Stenoblock längst passé ist, bisweilen verunsichert es mich sehr, wenn ich meine jungen KollegInnen in Arbeitsabläufe einbinde und diese mir Vorschläge in einer Schnelligkeit und auch Radikalität unterbreiten, dass ich meine Nervosität nicht mehr verbergen kann. Ihre mit technischen Begriffen gespickte Sprache macht mich unsicher und lässt mich nicht schlafen. Ich könnte jetzt natürlich einen Nervenzusammenbruch vortäuschen, aber dazu sind die Ideen und Vorschläge oft einfach zu gut und arbeitserleichternd, als dass ich sie als Büroleiterin ignorieren könnte.
Also habe ich mich auf das Motto unserer Vereinigungen besonnen: Haben wir nicht lebenslanges Lernen auf unsere Fahnen geschrieben? So setze ich mich täglich mit neuen Wegen der Organisation auseinander, schreibe auch bürointern mehr E-Mails als ich mit den KollegInnen telefoniere, lasse mir technische Details und Datenwege zeigen und frage in manchen Angelegenheiten die Auszubildende um Rat, warum mein Computer mal wieder nicht mit mir reden will. Über die nachsichtig lächelnden Gesichtsausdrücke rege ich mich schon nicht mehr auf, ich weiß auch so, dass sie mich für schwerfällig und lernunwillig halten. Da macht es mich umso glücklicher, dass ich manchmal doch mit meiner Berufserfahrung punkten kann, ich mit Gelassenheit in hektischen Situationen reagieren kann, weil mich das Berufsleben gelehrt hat, den Überblick zu behalten. Manchmal ist die Lösung eines Problems eben doch nicht nur digital zu finden. Darauf haben wir heute nach Feierabend alle zusammen angestoßen.
Marlies Stern für
Deutsche Vereinigung der Rechtsanwalts- und Notariatsfachangestellten e.V.
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