15.10.2020
Liebe Mitglieder,
verehrte Leserinnen und Leser,
Homeoffice, ich muss doch noch einmal darauf zurückkommen, es ist in vielen Büros immer noch Realität, dass viele Mitarbeiter von zu Hause arbeiten. Nach mehreren Monaten machen sich Ermüdungserscheinungen breit, selbst Mitarbeiter, die immer dachten, alle Kollegen sind doof, die Vorgesetzten unfähig und das ganze Büro lästig, sehnen sich nach Kaffeeklatsch, Gesprächen und auch persönlichem fachlichen Austausch.
Aber die Tücken des Homeoffice liegen bei mir persönlich auch noch auf einer ganz anderen Ebene. Die eingetretene Entschleunigung, mich nicht mehr täglich ins Verkehrsgetümmel werfen zu müssen, täglich meinen eigenen Kühlschrank vor der Nase zu haben, nimmt sehr eigene Formen an. Der tatsächliche Weg von meinem Bett übers Badezimmer hin zum Schreibtisch beträgt vielleicht lächerliche 20 Meter, aber Sie glauben gar nicht, was sich mir auf diesen paar Metern so in den Weg stellt, um tatsächlich an den Schreibtisch zu gelangen. Für die nächste Telko, sollte ich da nicht die Birkenfeige ins Bild stellen? Die muss ich dann aber erst einmal entstauben und besprühen. Und das Bücherregal? Sollte ich hier sichten, neu nach Themen ordnen, aussortieren? Als ich den Tee aufgieße, stelle ich fest, dass ich eine Einkaufsliste für den Nachschub schreiben muss, ich benötige Zeit, Sorten zusammenzustellen. Dabei fällt mein Blick auf die Waschmaschine, sollte ich nicht schnell noch eine Maschine waschen, die läuft doch nebenbei? Mir fällt ein, dass ich heute Vormittag noch zwei umfangreiche Akten bearbeiten muss, ich gehe also wieder Richtung Schreibtisch, da fällt mir ein, dass ich keine gebügelte Bluse mehr im Schrank habe; nachdem ich drei gebügelt habe, maunzt der Kater, ich lasse ihn auf den Balkon, meine Nachbarin nebenan fragt lässig: Na, kommst Du auch irgendwie nicht an den Schreibtisch? Sie müsste sich ja auch dringend dransetzen, ihre aktuelle Arbeit erledigen.
Ich lande dann endlich doch am Schreibtisch, lobe mich, wie viel ich heute Morgen schon erledigt habe, das mache ich morgen wieder so, schließlich braucht der Mensch feste Strukturen.
Marlies Stern für
Deutsche Vereinigung der Rechtsanwalts- und Notariatsfachangestellten e.V.
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