Archiv Kolummne

Liebe Mitglieder,
verehrte Leserinnen und Leser,

wir alle erinnern uns noch an die applaudierenden Menschen auf den Balkonen, die den „systemrelevanten“ Berufen ihre Anerkennung zollten. Gemeint waren alle Berufe, die sich während des Lockdowns um unsere Versorgung kümmerten, sei es medizinisch, aber auch versorgungstechnisch. Dabei kam mir nicht die Frage in den Sinn, ob auch unser Beruf systemrelevant ist, sondern ich habe mich gefragt, ob ich so viel Sinn in meinem Beruf finde, dass ich ggf. in Notsituationen auch alles hintenan stellen würde? Oder gibt es Berufe, die mir durchaus sinnvoller erscheinen?

Sicherlich hat jeder schon einmal darüber nachgedacht, ob es einen Beruf gibt, der besser zu einem passt, der mehr Sinn macht. In unserer heutigen Zeit spielen Umwelt- und Klimaschutz, Geschlechtergleichheit, Flüchtlingswellen und ähnliche gesellschaftliche Probleme eine große Rolle und schlagen sich auch in modernen Berufen nieder. Junge Leute arbeiten lieber mit viel Elan und für wenig Geld in Organisationen, die sich um all diese Probleme kümmern, also in ihren Augen sinnstiftend arbeiten.

Doch nicht jeder kann die Welt retten, aber jeder sollte seinen Platz im Berufsleben finden, der einen ausfüllt und der für einen persönlich auch sinnerfüllend ist. Allerdings haben Untersuchungen ergeben, dass sehr engagierte Mitarbeiter zu denen gehören, die weniger nach einer Gehaltserhöhung fragen, die das Beste rausholen, allerdings oft auch nach Feierabend. Das nennt man Selbstausbeutung. Psychologen warnen davor und stellen in Untersuchungen fest, dass diese Einstellungen von Arbeitgebern hemmungslos ausgenutzt werden – auch von den sinnstiftenden Organisationen! Also, stellen Sie noch einmal einen Katalog mit all Ihren Stärken zusammen und dann gehen Sie schnurstracks auf eine Gehaltsunterredung zu. Zufriedenheit im Job bedeutet letztlich auch ausreichende Bezahlung, sodass alles einen Sinn ergibt.

Marlies Stern für
Deutsche Vereinigung der Rechtsanwalts- und Notariatsfachangestellten e.V.

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