Archiv Kolummne

Liebe Mitglieder,
verehrte Leserinnen und Leser,

Kleider machen Leute, aber was für welche? Die Frage nach der richtigen Kleidung im Berufsleben ist ein Dauerbrenner, der uns immer wieder beschäftigt. Da wir keine Uniformträger sind – die haben es sehr einfach –, müssen wir in unserem Beruf immer wieder herausfinden: Was trage ich im Büro? Es geht hier nicht darum, welches durchsichtige Sommerkleidchen nehme ich, das blaue oder das gelbe, nein, es geht darum, welchen Eindruck ich im Beruf mit meiner Kleidung machen möchte. Denn Kleider senden Signale.

Also muss ich mich fragen: Welchen Eindruck muss ich auf die Mandanten machen, um vertrauenswürdig und kompetent zu wirken? Sie ahnen es schon, Piercings und schwere Fälle von Tätowierungen sind nur im Rahmen der Zwangsvollstreckung vorstellbar, der richtige Gegenauftritt, wenn professionelle Geldeintreiber im Spiel sind. Aber was mache ich mit dem Inhaber einer gut gehenden Firma, der alle seine Außenstände und rechtlichen Probleme über das Büro abwickeln will? Ich sehe mal hin, wie sieht er denn aus? Wenn er im Start-up-Bereich mit Pulli und Jeans arbeitet, dann könnten auch die Klamotten passen, in denen ich mit meinen Katzen Gassi gehe. Aber Achtung – was ist, wenn der Pulli teuerstes Kaschmir ist und die Jeans mehr kostet als meine Wohnzimmereinrichtung?

Oder der berühmte Sportler, der jetzt immer seine Verträge von meinem Chef aushandeln lässt? Darf ich dann meine beste Yogahose mit Pumps aufwerten, um zu zeigen, dass wir das passende Büro für Sportler sind? Was ist mit dem Ehepaar, das heute Nachmittag im Notariat den Kaufvertrag des ersten gemeinsamen Eigenheims beurkundet? Erfahrungsgemäß kommen solche Leute in Anzug und Kleid, denn das ist ein ganz besonderer Tag für sie. Wäre das kleine Schwarze o.k., wenn ich ab und zu in das Zimmer des Notars die Änderungen des Vertrags bringe? Sie sehen schon, die Fragen sind nicht leicht zu beantworten.

Die Nachfrage beim Chef nach der jeweils entsprechenden Dienstkleidung ist ergebnislos verlaufen. Tja, dann bleibe ich einfach bei der klassischen Kleidung, da kann man nichts falsch machen, und aufrüschen mit einem pinken Blazer geht ja auch.

Marlies Stern für
Dt. Vereinigung der Rechtsanwalts- und Notariatsfachangestellten e.V.

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