00.00.0000
Liebe Mitglieder,
verehrte Leserinnen und Leser,
in meinem Leben laufen mir immer mehr Wutbürger über den Weg. Immer weniger sind in der Lage, sich verbal angemessen auszudrücken. Im Straßenverkehr zeigt niemand mehr Geduld, der Stinkefinger ist ja schon gesellschaftlich angesehen, als Fußgänger stehe ich täglich unter Lebensgefahr, weil Radfahrer mit einer irren Geschwindigkeit über den Bürgersteig rasen und einen dann noch Worten unter der Gürtellinie beschimpfen, wenn man auf sich aufmerksam macht. Wie ist das zu erklären?
Ich vermute ja mal, soziale Netze! Wer dort jahrelang ungestraft auf das Böseste und Gemeinste über andere Menschen herfallen kann, wer ungeprüft Gerüchte in die Welt setzen kann, der denkt halt auch, im wahren Leben ist es ebenso. Mir ist aufgefallen, dass im Netz auch immer nur das gesehen wird, was schiefgeht, nie bekommt man in den entsprechenden Social Media ein Lob oder Unterstützung. Man ist schnell bei der Verurteilung, wartet weder auf Reaktionen noch wählt man zweiseitige Kommunikation, nee ohne Hemmschwelle wird gepöbelt was das Zeug hält, es scheint, jeder hat überhöhten Blutdruck oder läuft seinen persönlichen Rachefeldzug gegen alles und jedes.
Aber wenn sogar die von uns gewählten Politiker keine Hemmschwellen mehr haben, wenn jeder an die Öffentlichkeit gedrungene Post schon als Regierungskrise gesehen wird, kann ich dann von normalen Menschen erwarten, dass sie einfach mal nachdenken, bevor sie im Netz loslegen, dann vielleicht erst einmal nachfragen (einfach persönlich, gern per App oder E-Mail) und wenn dann keine Problemlösung erfolgt ist, dass dann erst kritisiert wird?
Na klar kann man auch in den Social Media Anstöße zu Problemlösungen geben, leider ist meine Erfahrung, dass diese fast ausnahmslos wie die Eintagsfliegen sterben. Ich bin da eher für Nachhaltigkeit. Auch so ein modernes Wort.
Marlies Stern
Dt. Vereinigung der Rechtsanwalts- und Notariatsfachangestellten e. V.
top | drucken | weiterempfehlen | RENO Deutsche Vereinigung der Rechtsanwalts- und Notarsangestellten e.V. © 2012 |