15.05.2018
Am 23.03.2018 haben wir uns im ALEX am Neuen Markt in Rostock zu einem kleinen gemütlichen After-Work-Treffen verabredet. 6 Kolleginnen folgten der Einladung. Bei Wein, Cocktail oder prickelndem Alkoholfreien haben wir uns fast drei Stunden über die aktuelle Situation der Rechtsanwaltsfachangestellten in Rostock bzw. Mecklenburg-Vorpommern ausgetauscht. Erschrecken löste die Information aus, dass 2017 nur noch 35 Azubis im Kammerbezirk M-V für die Ausbildung gewonnen werden konnten. Zwei Kolleginnen teilten mit, dass sie aus den altbekannten Gründen inzwischen den Beruf gewechselt hatten: Eine Kollegin wechselte in den öffentlichen Dienst, die andere in eine Pflegestelle. Da jedoch immer noch großes Interesse an unserer Berufsgruppe besteht, hatten sie sich entschlossen, an dem gemütlichen Beisammensein teilzunehmen und ihre Erfahrungen mitzuteilen.
Als alleinige Lösung für die Steigerung der Ausbildungszahlen wurde einmütig die deutliche Anhebung der Ausbildungsvergütung angesehen, wobei auch 500 € im ersten Lehrjahr als nicht ausreichend angesehen werden.
Wir sprachen darüber hinaus über eine bei Facebook angestoßene Diskussion. Ein nicht nur in Rostock bekannter Rechtsanwalt sucht eine Fachangestellte, konnte nach Veröffentlichung der Anzeige innerhalb von knapp 2 Wochen jedoch nur 3 Bewerbungen verzeichnen. Alle Teilnehmerinnen am After-Work-Treffen teilten die Auffassung, dass sich viele Kolleg*innen überhaupt nicht mehr innerhalb der Anwaltschaft in Rostock bzw. M-V umschauen, weil sie davon ausgehen, dass es Absprachen über die Höhe der zu zahlenden Gehälter gebe und dass niemand annimmt, in einer anderen Kanzlei mehr verdienen zu können, als in der aktuellen. Die Erfahrungen der Anwesenden aus derzeitigen Bewerbungsverfahren zeigen deutlich, dass für Vollzeit immer wieder genau 1700 € brutto angeboten und für Teilzeit entsprechende Herabrechnungen vorgenommen würden. Dies insbesondere in jenen Kanzleien, die regelmäßig in kurzen Abständen nach neuen Angestellten suchen. Weshalb der Marktmechanismus „Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis“ immer noch nicht greift, ist nicht erklärbar. Die Anwaltschaft beklage mangelnde Bewerberzahlen, ist jedoch nicht bereit, die Gehaltsstrukturen zu verbessern. Wir waren uns darin einig, dass die Kanzleien mit guten Arbeitsbedingungen – angemessenes Gehalt, Urlaub, positives Arbeitsklima, Extras - und die auch regelmäßig ausbilden, hier in der Pflicht sind, die Anwaltschaft aufzufordern, es ihnen gleich zu tun, da sonst der Beruf und die Ausbildung der Rechtsanwaltsfachangestellten in Mecklenburg-Vorpommern keine Zukunft haben.
Es folgte ein angeregter privater Austausch, die WhatsApp-Gruppe wurde bekannt gegeben und Handynummern hinzugefügt. Es besteht der Wunsch, sich erneut zusammenzufinden. Hierfür wurde ein Termin Ende September/Anfang Oktober avisiert.
Jana Gelbe-Haußen
für RENO M-V e. V.
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