Qualifizierte Aus- und Weiterbildung contra Fachkräftemangel:
Immer mehr Kanzleien im Lande spüren zwischenzeitlich die Auswirkungen des jahrelangen Rückgangs der Ausbildungszahlen und der Abwanderung qualifizierter Absolventen in die Justiz oder andere Branchen. In vielen Kanzleien können vakante Stelle nicht besetzt werden, weil es an qualifizierten Fachkräften mangelt. Oft bleibt vielen Betrieben deswegen nur die Möglichkeit, die offenen Stellen mit „Bordmitteln“ zu besetzen. Dies führt in der Konsequenz zu einer noch höheren Belastung der verbliebenen Fachkräfte, was wiederum -oftmals auch durch fehlende Gehaltsanpassung- für Unzufriedenheit und eine Verschlechterung des Betriebsklimas sorgt.
Die Gründe liegen also auf der Hand:
Es mangelt vielen Fachkräften durch dauerhafte Überlastung und zu geringe Wertschätzung (Gehaltsniveau, Arbeitsbedingungen) langfristig an einer erstrebenswerten beruflichen Perspektive.
Um schnell Personalersatz zu bekommen, besetzen einige Kanzleien in ihrer Not vakante Stellen provisorisch mit Bürokaufleuten, Industriekaufleuten und anderen Quereinsteigern. Die neu gefundenen „branchenfremden“ Mitarbeiter müssen aufwendig von den vorhandenen Fachkräften eingearbeitet und angelernt werden. Diese Praxis birgt langfristig gesehen das Risiko, dass nicht dem Fachkräftemangel entgegen gewirkt wird, sondern dass der Beruf der Rechtsanwaltsfachangestellten bzw. der Rechtsanwalts- u. Notariatsfachangestellten immer weiter verdrängt und letztlich ganz verschwinden wird.
Der konsequentere Lösungsansatz ist hier auf jeden Fall, dass wieder mehr Kanzleien ausbilden, Ausbildungskanzleien ihren individuellen Ausbildungsplan überarbeiten und/oder optimieren sowie den vorhandenen Fachkräften die Möglichkeit zur Fort- und Weiterbildung eröffnen.
Wenn geeignete Auszubildende gefunden sind, können diese die interessanten und abwechslungsreichen Facetten des Berufes nur kennenlernen, wenn sie verantwortungsvoll in den Büroalltag integriert und nicht von den fachlichen Aufgaben ausgegrenzt werden. „Ausbildungsjahre sind keine Herrenjahre“. Diese Aussage ist im Grundsatz nicht verkehrt, sollte aber nicht dazu führen, dass den Auszubildenden durch die ausschließliche Verrichtung von Kaffee kochen, Registraturarbeiten sowie anderen wenig fordernden Arbeiten die Lust an der Ausbildung und in der Folge an der weiteren Ausübung des Berufes genommen wird. Sie müssen bereits während der Ausbildung erfahren, dass sie auch als Azubi ein wichtiges Rad im Getriebe einer Kanzlei sind. Nur so erfährt der Azubi Anerkennung und entwickelt den erforderlichen Ehrgeiz, die doch sehr anspruchsvolle Ausbildung erfolgreich zu absolvieren. Statten Sie Ihre Auszubildenden mit Kenntnissen und Fertigkeiten aus, wie Sie sie bei einer Rechtsanwaltsfachangestellten bzw. Rechtsanwalts- und Notariatsfachangestellten erwarten. Wenn der Azubi bei Ihnen eine qualifizierte Ausbildung erhält, wird es ihm am Ende seiner Ausbildung ein Bedürfnis sein, in Ihrer Kanzlei einen festen Arbeitsplatz zu erhalten.
Gleiches gilt für die in den zahlreichen Kanzleien tätigen Rechtsanwaltsfachangestellten bzw. Rechtsanwalts- und Notariatsfachangestellten. Sie haben alle eine umfangreiche und anspruchsvolle Ausbildung absolviert. Die stetige Änderung von Gesetzen und Rechtsvorschriften erfordert es allerdings, dass sich die Fachkräfte regelmäßig fortbilden müssen/können. Viele Kanzleien tun sich allerdings schwer mit dem Gedanken, für nur einen oder auch zwei Tage auf ihr geschätztes Personal zu verzichten. Deshalb bleibt zahlreichen Mitarbeitern leider die Möglichkeit zur Fortbildung verwehrt. Gut geschulte und informierte Mitarbeiter arbeiten effektiver und sind für einen reibungslosen Büroablauf unabdingbar. Deshalb ist es erforderlich, dass Kanzleien für ihre Mitarbeiter durch die Teilnahme an speziellen Fortbildungen berufliche Perspektiven schaffen (z. B. Unfallsachbearbeiter/in, Sachbearbeiter/in für Familienrecht, Sachbearbeiter/in für Zwangsvollstreckung, Rechtsfachwirt/in, Notarfachwirt/in u. a.). Nutzen Sie das vielfältige (bundesweite) Seminarangebot. Geben Sie Ihren Mitarbeitern und auch Wiedereinsteigern die Möglichkeit, ihr Wissen im Rahmen von Seminaren aufzufrischen.
Mit Mitarbeitern, die eine spezielle Fort- bzw. Weiterbildung absolviert haben, wird zudem eine effektive Entlastung der Rechtsanwälte und Notare ermöglicht. Die Übertragung verantwortungsvoller Aufgaben und die Einbeziehung von Mitarbeitern in geeignete bürointerne Entscheidungen führen außerdem zu einer hohen Mitarbeitermotivation und wirken sich positiv auf das Betriebsklima aus.
Mit der Schaffung von beruflichen Perspektiven, der qualifizierten Ausbildung des Mitarbeiternachwuchses, der Förderung eines guten Betriebsklimas sowie der Kollegialität unter den Mitarbeitern und eine leistungsorientierte Vergütung kann dem stetig steigenden Fachkräftemangel und damit den sinkenden Ausbildungszahlen sowie der Abwanderung von Fachkräften in andere Wirtschaftsbranchen entgegengewirkt werden.
Der Reno Landesverband Schleswig-Holstein e. V. engagiert sich landesweit auf berufspolitischer Ebene für eine qualifizierte Ausbildung, eine leistungsorientierte Vergütung, bessere Arbeitsbedingungen, die Förderung der Kollegialität zwischen den Rechtsanwalts- und Notariatsfachangestellten und veranstaltet jährlich mehrere Fachseminare für Kanzleimitarbeiter/innen und Auszubildende, die zwischenzeitlich auch gern von Anwälten oder Notaren besucht werden.
In diesem Zusammenhang möchten wir auf unsere nächsten Seminare aufmerksam machen:
14.09.2017 Papierloses Büro / E-Akte
15.09.2017 Zwangsvollstreckung
07.10.2017 Prüfungsvorbereitung auf die Zwischenprüfung in Lübeck
30.09.2017 Prüfungsvorbereitung auf die Zwischenprüfung in Kiel
24./25.11.2017 Prüfungsvorbereitung auf die Abschlussprüfung Januar 2018
08./09.12.2017 Notariat für (Wieder-)Einsteiger
Einzelheiten zu den Seminaren und ein Online-Anmeldeformular finden Sie unter Externer Linkwww.reno-sh.de
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